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Zeitungsbericht Lesung Titus Müller 13.03.2019 Traunsteiner Tagblatt

 

Sich Zeit nehmen im Trubel des Alltags

Autor Titus Müller vermittelt Zuhörern auf amüsante Art Anregungen für ein gelingendes Leben

Hans Eder | 15.03.2019 | PNP

Die Bücher des Autors waren nach der Lesung sehr gefragt, und auf Wunsch signierte er diese auch gerne. − Fotos: Eder

Titus Müller schreibt Glücksratgeber und historische Romane.           

 

Waging am See. Es war ein vergnüglicher Abend, den die rund 70 Besucher am Mittwoch in der Waginger Gemeindebücherei St. Martin erlebten – gespickt mit vielen, oftmals recht amüsant vorgetragenen Tipps für ein gelingendes Leben, für mehr Zeit und mehr Glück im Trubel des Alltags. Autor Titus Müller verstand es, seinen Zuhörern zu vermitteln, wie man mit mehr Achtsamkeit auf kleine Dinge, mit dem Mut, Neues zu beginnen, und mit der Bereitschaft, auch einmal Zeit für Muße frei zu halten, ein Stück weit erfahren kann, dass das „Glück tausend Farben hat“ – so heißt eines seiner Bücher.

„Wir wollen alles jederzeit haben, aber nicht gestört werden“, brachte der Autor eine weit verbreitete Einstellung auf den Punkt. Wertstoffe dürfen nur zu bestimmten Zeiten eingeworfen werden, in einer Bücherei hat er ein Schild mit der Aufschrift „Leise gehen“ entdeckt, und wenn jemand eine WhatsApp nicht sofort beantwortet, wird man aggressiv. Oder anders ausgedrückt: „Jeder hat Stress.“

Dabei trat Müller nicht mit erhobenem Zeigefinger oder besserwisserisch auf, vielmehr war sein kurzweiliger Vortrag mit manch Selbstironie gespickt. Als ihn seine Frau einmal fragte, worum es in seinem aktuellen Buch gehe und er antwortete, dass Muße, Ruhe und Staunen die Themen seien, habe sie etwas schnippisch gesagt: „Da spricht der Richtige!“ Und Müller gab auch zu, dass es ihm schwer falle, Wartezeiten auszuhalten oder es zu ertragen, wenn mal nichts los ist – was allerdings bei den zwei Buben in der Familie, vier und fünf Jahre alt, eher selten sei. Und in seinem Buch „Glück hat tausend Farben“ schildert er sich selbst wie folgt: „Obwohl ich tausend Gründe hätte, glücklich zu sein, gibt es auch ein paar Gründe für Unzufriedenheit. Seltsamerweise konzentriere ich mich auf die und bin niedergeschlagen.“

Einmal eine Ameise auf eine Buchseite setzen… Wenn er also selbst vielleicht nicht unbedingt jemand ist, der „gechilltes“ Leben vorbildlich vorlebt, so hat er aber zumindest viele Ideen und Anregungen gesammelt, wie man zu einem glücklicheren und erfüllteren Leben kommen kann, und diese in seinen Bücher auf leicht lesbare, angenehme Art und Weise festgehalten. Ein paar Beispiele, wie man die kleinen Dinge des Lebens beachten und erleben kann, gab er seinen Zuhörern zum Nachdenken mit: Wenn man eine Ameise auf eine Buchseite setzt, hört man ihre „Schritte“. Das Geräusch, das beim Eingießen von Tee entsteht, ist höchst entspannend. Wenn man in der Badewanne untertaucht, hört man sein eigenes Herz schlagen. Alles kleine Dinge, die aber die Hektik des Alltags ein Stück weit aufbrechen können – ebenso wie ein kleiner Spaziergang, fünf Minuten in der Sonne verweilen oder den Vögeln zuhören. Solche „Mikromomente“ seien für ein gelingendes Leben von großer Bedeutung, „sonst geht für das Gehirn etwas verloren“. Und man verlerne dabei das Staunen.

„Jeder möchte gemocht werden“ und „Was denken die Leute von mir?“. Dies seien Einstellungen beziehungsweise Fragestellungen, von denen man sich auf keinen Fall abhängig machen sollte, empfahl Müller: „Der Wunsch, so zu sein wie andere, führt in die Irre!“ und „Man hält andere oft für glücklicher als sie wirklich sind.“ Und noch ein Tipp von ihm: Man sollte Dinge finden, die einen wach und aktiv machen; denn die Kräfte wachsen nur dann, wenn sie angewandt werden. Anregungen dazu waren: in der Bücherei mal ein Buch ausleihen, das man normalerweise nie ausleihen würde; Musik machen; das Malen anfangen. Und man solle keinesfalls glauben, dass ein Leben ohne Anstrengung ein gutes Leben sei.

Glück lässt sich nicht auf später verschieben Für Kinder ist der Horizont so weit, wie Müller anhand einiger amüsanter Episoden von seinem eigenen Nachwuchs darstellte; die Erwachsenen dagegen haben große Bedenken und achten stark auf ihre inneren warnenden Stimmen, wenn sie etwas Neues anfangen möchten. Dabei lasse sich das Glück nicht einfach auf später verschieben; denn „das Leben ist jetzt“. Und zum Schluss sprach Müller seinen Zuhörern noch Mut zu für ein kleines Experiment: „Lächeln Sie einfach mal einen fremden Menschen an! Sie werden wohl zwar verwirrte Blicke ernten, vielleicht aber einem Menschen den Tag retten.“ So sind auch Titus Müllers Büchlein dazu angetan, Anregungen zu geben, wie man in seinem Alltag den einen oder anderen Lichtblick bringen kann.

Neben seinen Ratgebern wie „Das Glück hat kleine Schokofinger“, „Das kleine Buch vom Alltagsglück“ oder eben „Glück hat tausend Farben“ hat Müller eine ganze Reihe historischer Romane wie „Nachtauge“, „Der Tag X“, „Der Kuss des Feindes“ oder „Berlin Feuerland“ geschrieben , die sich gut verkaufen und die es dem in Landshut lebenden Autoren seit 17 Jahren ermöglichen, sich mit Schreiben seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Über diese historischen Werke geht es bei einer Lesung, die für den 25. Oktober in Tittmoning geplant ist.

Die Besucher der Waginger Lesung, die letztlich eher ein wohltuend unterhaltsames Erzählen war, spendeten viel Beifall, die – vom Autoren gern signierten – Bücher fanden guten Absatz, und von Seiten der Bücherei wurde Titus Müller am Schluss ein Körbchen mit leckeren Dingen aus der Region überreicht. Silvia Christensen vom Büchereiteam sprach von einem wunderbaren Abend, den man habe erleben dürfen.

Hans Eder