„Bairisch ist Hochdeutsch“
Gerald Huber und Maria Reiter zu Gast in Gemeindebücherei „St. Martin“
Waging am See. In der Gemeindebücherei „St. Martin“ fand erstmals wieder eine kulturelle Veranstaltung seit 2020 statt. Gerald Huber präsentierte „Bayerische Viechereien“ aus seiner bayerischen Wortkunde, musikalisch begleitet von der namhaften Akkordeonistin Maria Reiter.
Mit frisch-frivolen Sprüchen und Texten, die nicht immer ganz so ernst gemeint waren, gab Huber Einblicke in die Kultur der bairischen und deutschen Alltagssprache. Der 59-jährige Historiker, Journalist und Schriftsteller erzählt von den historischen Ursprüngen des Bairischen, erklärt die Geschichte der Wörter und plädierte bei den Gästen für mehr Selbstbewusstsein – besonders bei denen, die bisher glaubten, bairisch sei bloß eine verdorbene Version des korrekten Deutschen.
Was der Bock im Bockbier verloren hat
„Bairisch ist Hochdeutsch“, behauptete Huber, und zeigte wissenschaftliche Thesen auf, warum es sich lohnt, die Preußen zu „derblecken“. Mit lustigen Begründungen anhand von „Viechereien“ erklärte Huber was der Bock im Bockbier verloren hat, warum der Löwe im Wappen brüllt oder der Truthahn keine Pute sein will. Hubers Fazit: „Wir Baiern müssen auf die Sprache viel stolzer sein und besser pflegen.“ Sein Wunsch ein akzentfreies Bayern.
Begleitet wurde die Lesung von der Akkordeonistin Maria Reiter. Die Musikerin, die sonst zwischen Asien und Amerika unterwegs ist, gab zu den Worterklärungen ihren Senf durch passende „Zwischenrufe“ ihrer Quetschen dazu. Die 53-jährige Musikerin ist nicht nur eine herausragende Akkordeonistin, sondern auch die perfekte Begleiterin in Wortmusikprogrammen.
Reiter setzte ihre musikalischen Fußnoten bereits bei Lesungen von Wolf Euba, Michael Heltau, Michaela May, Kostantin Wecker oder Rufus Beck.
Ein heiterer gelungener Abend für die Besucher in der Gemeindebücherei „St. Martin“, die mit einem sicheren Aha-Erlebnis nach Hause gingen. Die Veranstaltung wurde durch die Aktion „Neustart Kultur“ finanziell unterstützt. „Sonst hätten wir uns die beiden Künstler nie leisten können“, sagte Büchereileiterin Silvia Christensen, „Ein paar Plätze hätten wir noch frei gehabt. Aber die Leute müssen sich wahrscheinlich erst wieder daran gewöhnen, an kulturellen Abenden teilnehmen zu dürfen.“